Home Nach oben Feedback Impressum

Geschichte
 

Home
Nach oben


Die Geschichte von Stockhausen aus Wikipedia (Danke an Werner Krömmelbein)

Stockhausen-Herbstein

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

 
Wechseln zu: Navigation, Suche

Stockhausen-Herbstein ist ein Dorf im Vogelsbergkreis in Hessen. Hier befindet sich der älteste Dorfkindergarten im ehemaligen Großherzogtum Hessen-Darmstadt.

Luftbild von Peter Möller
Luftbild von Peter Möller
Luftbild von Peter Möller
Luftbild von Peter Möller

Inhaltsverzeichnis

[Verbergen]

Geografische Lage

Stockhausen liegt am Osthang des Vogelsberges, 20 km westlich von Fulda. Es liegt in 300m Höhe und hat ca. 900 Einwohner. Die Größe von Stockhausen beträgt 17,7 km².

Vorgeschichte

  • Es ist schon über 1100 Jahre her, dass Stockhausen erstmalig erwähnt wird. Wann diese Siedlung erstanden ist, ist unbekannt, jedoch zeugen von Jahrtausendealter menschlicher Kultur die Hügelgräber, die sich ringsum und in der Gemarkung zahlreich finden. Mehrere wurden geöffnet und man fand darin: zwei Lanzenspitzen, eine Dolchklinge, zwei Spiralnadeln, eine Nadel, ein Diadem und einen Schlüssel.
  • Über die Entstehungszeit der Siedlung Stockhausen kann man vielleicht etwas aus ihrem Namen schließen. Es gibt verschiedene Vermutungen; am wahrscheinlichsten lässt sich dies aus der ältesten Form des Namens "Stockhusen" ableiten: Die ersten Häuser wurden zum Schutz vor Wölfen und sonstigen wilden Tieren und gegen Überschwemmungen im sumpfigen Tal, auf hohen Pfosten, also auf Stöcken gebaut. Ähnlich ist eine andere Auslegung: In der keltischen Zeit vor 500 n. Chr. baute die keltische Bevölkerung ihre Siedlungen auf die Höhen, da die Niederungen mit undurchdringlichen Sumpfwäldern bedeckt waren. Die nach dieser Zeit eindringenden Germanen, hier die Chatten, folgten den Fluss- und Bachtälern, die sie rodeten und urbar machten. So rodeten jene auch hier die Sumpfwälder und gründeten zum Teil auf den stehen gebliebenen Baumstöcken ihre Häuser bzw. Siedlung, daher "Stock-Hausen".
  • Da die Chatten nach 500 n. Chr. hier eindrangen und Stockhausen schon nach 800 n. Chr. urkundlich erwähnt ist, muss es in der so genannten Fränkischen Epoche gegründet worden sein.
  • Schon in sehr alter Zeit war Stockhausen Sitz eines Hochgerichts oder Blutgerichts, das nicht nur geringe Vergehen ahndete, sondern über "Hals und Hand" Recht sprach.
  • Stockhausen wird erstmals 882 n. Chr. urkundlich genannt.

Chronik

  • 882 erstmals urkundlich genannt als Lehen der Abtei Fulda.
  • 1428 Übernahme des Gericht Stockhausen durch die Freiherrn von Riedesel.
  • 1558 Bau der Hermannburg.
  • 1603 Gründung der Freischule.
  • 1790 - 1807 Bau des heutigen Schlosses auf den Mauern der Hermannsburg.
  • 1841 Gründung des ersten Dorfkindergarten im ehemaligen Großherzogtum Hessen-Darmstadt.
  • 1846 Bau der heutigen Kirche.
  • 1874 Gründung der Feuerwehr Stockhausen.
  • 1880 Gründung der Spar-und Darlehenskasse Stockhausen.
  • 1894 Gründung des Gesangsvereins "Germania" als Männergesangverein.
  • 1899 Großbrand im Nord-Ostteil von Stockhausen, es wurden 22 Wohn- und 33 Nebengebäude zerstört.
  • 1899 Gründung des Obst und Gartenbauverein Stockhausen.
  • 1900 Gründung des gemischten Chores "Germania" Stockhausen.
  • 1920 Gründung des Sportvereins Stockhausen.
  • 1946 Neugründung des Sportverein Stockhausen.
  • 1972 Eingliederung im Zuge der Gebietsreform in die Stadt Herbstein.

Wüstungen im Stockhäuser Grund

Vorgeschichte

  • Die Gemarkungen Stockhausen, Schlechtenwegen und Schadges gehören z. T. noch zum Ostvorland des Vogelsberges, das zur Hälfte von den Vorgelagerten Bundsandsteinböden gebildet wird. Im Tal von Stockhausen sind mit die besten Böden ermittelt worden. Eine verhältnismäßig lange Vegetationsdauer unterscheidet dieses Gebiet ebenfalls vom eigentlichen Vogelsberg. Während dort die Obstbäume fehlen, sind sie hier in der geschützten Lage reichlich zu finden. Auch die vorgeschichtlichen Funde zeigen, dass dieses Gebiet schon in der Vorzeit besiedelt war. Stockhausen ist dabei der weitaus am günstigsten gelegene Ort. Er war schon im Mittelalter der größte und lag daher im Interessenbereich sowohl des Klosters in Blankenau als auch der Junker in Eisenbach. Beide Parteien hatten dort, wie auch in Schadges, Besitz und als im Jahr 1465 die Fuldisch-Riedeselsche Fehde (die so genannte Steinsche Fehde) ausbrach, wurden beide Orte aus diesem Grunde für neutral erklärt. Über das übrige Land aber tobte der Kampf. Aus den späteren Klageschriften entnehmen wir, dass dabei die meisten Orte des Stockhäuser Gerichts zerstört wurden. Das Kloster Blankenau hatte im Gericht Stockhausen acht Dörfer und Wüstungen besessen: Niedendorf, Bedelsdorf, Gensdorf, Stockhausen, Schadges, Rixdorf (Rixfeld), Reichlos und Rippach. Die Wüstungen lagen noch 1534, seit dieser Fehde, unbewohnt. Der Probst zu Blankenau beschwerte sich in diesem Jahr über die Riedesel, denn diese Orte mussten dem Kloster Lehenschaft und Frondienst leisten, besonders die Waldschmieden zu Schadges und Stockhausen jährlich zwölf Scharen (Pflugscharen). Die Riedesel hätten das dem Kloster genommen und auf die Güter Kuh- und Weinfuhrgeld gelegt. Den Leuten, die die Wüstungen nach Wüstungsrecht inne hatten, hätten sie befohlen, statt auf die rechten Wohnstätten nun in Stockhausen zu bauen. Die Wüstung Dankrode habe dem Kloster gehört, es habe sie an die Leute von Hainzell verliehen. Die Riedesel hätten aber nach dem bäurischen Aufruhr einen Vikar zu Blankenau, Michael Pfannschmidt, geschlagen, gefangen genommen , nach Eisenbach gebracht und dort gezwungen, die Wüstung ihren Untersassen zu Schlechtenwegen und Stockhausen zu leihen. Später hätten sie die Wüstend sogar selbst verliehen.
  • Wenn wir hier auch nur die Klagen der einen Partei hören, so lernen wir aus diesen Urkunden doch die Wüstungen des Stockhäuser Grundes und ihr Schicksal kennen. Die Bewohner, die durch die Kriegsereignisse in das geschützte Hauptdorf geflüchtet waren, wurden gezwungen, dort zu bleiben und "dort zu bauen". Wie wir unten sehen werden, brauchten die Riedesel sie vermutlich, um mit ihnen verlassene Hofstellen in Stockhausen zu besetzen. Die Blankenau zinsenden Dörfer blieben daher Wüstungen. Das Riedeselsche Stockhausen, das durch seine günstige Lage schon vorher der größte Ort war, ging nun als noch größerer Ort mit erweiterter Gemarkung aus dem Streit hervor. Da die aufgegebenen Orte landwirtschaftlich nicht ungünstig gelegen hatten, so sind die Felder nirgends total verwüstet.
  • Die beiden auf Schlechtenweger Gebiet liegenden Wüstungen Dankenrod und Rißbach reichen mit ihrer Flur in die Stockhäuser Gemarkung hinein und werden daher auch hier behandelt.

Dankenrod

  • 1324 Heinrich IV. Abt zu Fulda, bestätigt dem Kloster Blankenau die diesem von seinen Vorgängern gemachten Schenkungen in Richolffs, Rixfeld, Burkhards, Salzschlirf, Kirchstockhausen, Gersdorf, Dangkerode, Borsa und Eichenau.
  • 1337 Werner v. Blankenwald verkauft den geistlichen Frauen zu Blankenau eine Hufe in Dankerode, Rindesschenkel geheissen, und die "Hofstadt uffem Hagen" für 25 Pfund Heller.
  • 1383 Metze von Lisberg hat zwei Güter zu Oberndorff und eins zu Gundolfs vertauscht an Else von Merlau gegen deren beiden Güter in Dantzinrode (ein Gut, da der alte Holle darauf sitzt und eins, auf welchem Fritz Scheffer sitzt) und eine halbe Mühle in Risbach. Ferner wird erwähnt die halbe Mohlnstatt (Mühlstätte) in dem Dorf, Dangkenrod und das Holz das bei Dangkenrod gelegen ist und die "Hart" heißt.
  • 1384 Friedrich Herr zu Lisberg verzichtet auf das Gütchen zu Dankerode, das seine Mutter von Erhard von Herbstein gekauft hat, um es dem Altar von Blankenau zu stiften.
  • 1405 Rörich von Eisenbach und Anna seine Ehefrau bestätigen eine Stiftung derer von Lisberg nämlich einer ewigen Vikarie zu Blankenau zu der jene einen Hof zu Lüder und die Güter zu Dangkenrode gegeben haben. Sie vermehren diese Stiftung durch das Wasser, die Fischerei von dem Angewede, da der Bornfloss zu Schlechtenwegen in das Wasser geht, bis an die Lange Wiese, die man nennt "in der Paltz", gelegen zwischen Dangkenrode und Rissbach. Bei Landau heißt es außerdem "Das Fischwasser, die Nente genannt, zwischen Dankerode und Risbach".
  • 1524 In diesem Jahre heißt es bei der Landscheidung des Gerichts Stockhausen: "...vber der Hartt hinaus bis an die Altenhege vnd further oben hinein zu dem Schlage zwuschen Schlechtenwegen vnd Dankenrodt vnd von dem Schlage über das Wasser in Weishen Wiesen jn das Borngen und further uff den Pfadt der dann gehet von Herbstein ghein Dankenrodt, von dem Pfadt zu den Heiligenstücken jn der Rispach, den Weg hinaus als man ghein Schlirf gehet...". Im Kopeibuch Ad. Hermann Riedesel steht statt "Heiligenstücken" "heilig Slagborn in der risbach".
  • 1531 heißt es bei der Landscheidung des Gerichtes Stockhausen "hinein bis in die Danckerode bei dem alten Schlage".
  • Um 1530 im Rechtsstreit des Klosters Blankenau gegen die Riedesel wird nach den Fuldischen Akten ausgesagt, daß die Wüstung mit Grund und Boden dem Kloster Blankenau gehöre und von Hainzell aus bestellt werde, in Besitz genommen und Wiesen daselbst um Zins dem Schultheiss zu Schlechtenwege eingegeben haben.
  • 1534 siehe Vorgeschichte.
  • 1556 wird Dankenrod als Wüstung im Gericht Herbstein genannt.
  • Im Altfelltal, nicht in einer Talweitung, sondern in einer Talenge lag zwischen Stockhausen und Schlechtenwegen unweit der mittelalterlichen Fernverbindungsstraße, des Ortesweges, die Siedlung Dankenrod. Die Auswahl dieses Ortsplatzes und der in einer Windung des Baches sich erhebende, von Menschenhand geschaffende Hügel, der auch auf dem Meßtischblatt mit der Höhe 351 m eingezeichnet ist, lassen auf eine wehrhafte Gründung schließen. Im Volke erzählt man sich von einer Burg der Herren von Dankenrod, die auf einem Hügel gestanden haben soll. Wahrscheinlich hat es sich um einen befestigten Hof gehandelt, vielleicht um die 1337 genannte "Hofstadt uffm Hagen". Außer dieser für jeden sofort sichtbaren Bodenveränderung, erkennt das geschulte Auge auch die unscheinbaren Hinterlassenschaften von drei weiteren Gebäuden am rechten Bachufer: Reliefstörungen (erhöhte, rechteckige Hangverebungen), Funde von Scherben und Hüttenlehm, sowie auffallend schwarze Erde. Auch der Hügel zeigt in den Maulwurfshaufen Hüttenlehm und Topfscherben und nur dürftigen Graswuchs. Das 30 m östlich des Hügels gelegene Gebäude hinterließ besonders viel Hüttenlehm und Eisenschlacken. Diese und stark verrostetes Eisen am Bachufer sind das einzigen Zeugnis einer ehemaligen, mit dem Orte verbundene Eisenschmelze.
  • Das hier ermittelte Phosphatprofil zeigt hohen Phosphatgehalt an und auf dem Küppel, während sich das übrige Gelände neutral verhält, ja der tiefste Phosphatgehalt liegt innerhalb des Eisenschlackenrechtecks. Dies alles spricht für die von Lorch entwickelte Methode. Die Tatsache aber, daß auch das linke, flachgründige Steilufer, das wohl immer außerhalb menschlichen Wirkens gelegen hat, erhöhten Phosphatgehalt zeigt, bestätigt den Schluß, daß dieser dort erhöht ist, wo der Boden nur geringe Tiefe aufweist (wie an und auf dem Küppel) und dort besonders niedrig ist, wo er sehr tiefgründig ist (am linken Fuß des Küppels und in dem Eisenschlackenrechteck).
  • Die Feldflur des Dorfes Dankenrod ist Acker und Wiesenland geblieben. Nach der Zerstörung des Ortes wurde sie - wie wir aus der Urkunde aus dem Jahre 1534 ersahen - zuerst von dem 3½ km entferntliegenden Hainzell aus bestellt, denn hier saßen ebenso wie einst in Dankenrod Blankenauer Untertanen. Sie hatten auf dem Ortesweg eine gute Anfahrtstraße zu diesen entlegenen Feldern. Die Riedesel aber zogen die Wüstung in ihr Gebiet und belehnten damit Bauern aus näher gelegenen Dörfern: aus Schlechtenwegen und Stockhausen. So waren die Verhältnisse natürlicher und so haben sie sich bis heute erhalten: Die Feldflur der Wüstung Dankenrod ist aufgeteilt an die Gemarkung Schlechtenwegen und Stockhausen und wird von dort aus immer noch bestellt.

Rissbach

  • 1312 Mechthildis, die Witwe Trabothos von Eisenbach, schenkte mit Einwilligung ihrer Söhne, Tochter und Schwiegersohn ihr Dorf Rispach und den Berg Rischberg dem Kloster Blankenau.
  • 1338 Eckehard von Bymbach und Adelheid seine Ehefrau verkaufen dem Kloster Blankenau ihr Dorf Risbach für 270 Pfund Heller.
  • 1340 Theodoricus Probst, Elizabeth Äbtissin in Blankenau und der ganze Konvent der Nonnen daselbst bekunden, daß der Ritter Friedericus von Hirtzesberg seiner Schwester Gertrudis, die als Nonne im Kloster lebt, 30 Pfund Heller und 3 Pfund Talente jährlich im Dorf Rispach für ihre privaten leiblichen Bedürfnisse gekauft hat.
  • 1383 Metze von Lisberg vertauscht zwei Güter zu Oberndorf und eines zu dem Gundolfs gegen Else von Merlaus beiden Güter in Dankenrod und "eyne halbe moln stat, die czise Fischern zu Rispach inne hat"
  • 1405 "Das Fischwasser die Nente genannt, zwischen Dankerode und Risbach". Siehe Dankenrod.
  • 1502 belehnt Probst Eberhard von Blankenau Stockhäuser Einwohner mit zwei Gütern zu Rispach gelegen.
  • 1524 Siehe Dankenrod.
  • 1534 Siehe Vorgeschichte.
  • Gehen wir von Schlechtenwegen das Altfelltal abwärts, so kommen wir unterhalb Dankenrod in die Balswiese, welche in Jahre 1405 "in dem Paltz" heißt und zwischen Dankenrod und Risbach lag. Risbach hat demnach unterhalb Dankenrod am Prinzenbach gelegen, südöstlich dem zu diesem Dorf gehörigen Reißberg. Hier heißt die Flur an der Schlechtenweger-Stockhäuser Grenze "am Forellenteich" und stößt an der Schlechtenweger Flur "in der Risswich". Risswich ist der mundartliche Name für Rissbach (Rissbach-Rissbich-Risswich) und bezeichnet heute die Lage der ehemaligen Rissbacher Flur, während der Ort etwas abwärts am Prinzenwasser gelegen hat. Im Jahre 1848 kannte man dort noch den Namen "Rissbach", der heute vergessen zu sein scheint (Stockhäuser Kirchenchronik, Pfarrer Gustav Landmann).

Gersdorf (Gerwigesdorf)

  • 1323 wird Gerwigesdorf genannt.
  • 1324 Heinrich VI, Abt von Fulda bestätigt dem Kloster Blankenau die diesem von seinen Vorgängern gemachten Schenkungen in Richolffs, Rixfeld, Burghards, Salzschlirf, Kirchstockhausen, Gerwigesdorff (in der Überschrift der Urkunde steht statt dessen "Gerstorff"), Dankerode, Borsa und Eichenau.
  • 1515 leiht der Probst zu Blankenau dem Manne Kuntzen, wohnhaft zu Stockhausen, des Klosters ganzes Gut zu Gerßdorff gelegen, genannt das Fliederenerß Gut mit aller seiner Zugehörung.
  • 1534 siehe Vorgeschichte
  • Unterhalb Stockhausen befindet sich am südwestlichen Fuße des Kirchberges nahe einer Quelle die Flur "am Gersters". Dieser Name ist der letzte Rest des Dorfes Gersdorf, dessen terrassierte Äcker heute im engsten Bereich des Stockhäuser Ackerlandes liegen. Hier haben wir nur eine Ortswüstung vor uns. Es ist daher auch erklärlich, daß sich von dem eigentlichen Dorf kaum Reste erhalten haben.

Bedelsdorf (Bettelenstokhusen)

  • 1274 heißt es unter einer Überschrift "Bettelsdorf": nostrum mediatent ville, quae vulgari nomine Bettelenstokhusen appelatur ..."
  • 1534 siehe Vorgeschichte.
  • Bettelenstokhusen wurde im Gegensatz zu Kirchenstockhausen, dem heutigen Stockhausen so genannt. Später schliff sich der Name zu Bedelsdorf ab. Keiner der beiden Namen hat sich in einer Flurbenennung erhalten, keine Urkunde gibt uns Auskunft über die evtl. Lage des Ortes.
  • Andererseits aber haben wir unterhalb von Stockhausen einen der markantesten wüsten Ortsplätze – und für diesen keinen Namen.
  • Dieses Beispiel beleuchtet am besten, wie wichtig die Flurnamen zur Lokalisierung der Wüstungen sind. Kaum ein Viertel der bisher genannten hätten wir ohne dieselben im Gelände wiederfinden können.
  • In einem Altfell-Mäander liegt unterhalb von Stockhausen ein wüster Ortsplatz auf einer stark erhöhten Wiese, der sogenannten "Hauswiese". Da in diesem Gebiet die Lage einer anderen Wüstung unbekannt ist und der Name "Hauswiese" evtl. noch von Bettelenstokhusen herrühren kann, so nehmen wir an, daß dieses Dorf hier gestanden hat (der Name "Hauswiese" kann auch bezeugen, daß hier ein festes Haus = bedeutender Hof gestanden hat). Auch liegen daran anschließend die "Stockackerwiesen". Bedelsdorf scheint demnach das ausgegangene Dorf zu sein, dessen Ortslage wir verhältnismäßig gut rekonstruieren können.
  • Mit Hilfe der Funde in der vorhandenen Aufschlüssen (Bachufer, Bewässerungsgräben und Maulwurfhaufen) lassen sich auf der 250X120 m großen Wiese die Rechtecke von mindesten 6 Hausstellen erkennen. Genau an diesen 6 Stellen konzentrieren sich die Funde von Hüttenlehm, Tongeschirrscherben und Holzkohlen. Die einzelnen Häuser haben kein besonders verändertes Bodenrelief hinterlassen, es war auch nicht nötig, ihren Untergrund gegen Feuchtigkeit zu erhöhen, da der gesamte, von drei Seiten vom Bach umflossene Wiesenkomplex 1-1,70 m über denselbst emporsteigt.
  • Das südwestliche Bachufer, dessen Prallhang eine Höhe von 1,70 m hat, zeigt uns in einzigartiger Anschaulichkeit, wie der Boden beschaffen ist, der unter solchen Stellen liegt, an denen Maulwurfshaufen Siedlungsrelikte enthalten. Der Maulwurf kann nur leichte Sachen (z.B. Tonscherben) in die Höhe schaffen. Demnach muß auf der alten, im Boden verborgenen, ehemaligen Oberfläche noch mancher größere Gegenstand erhalten sein. Dieses bestätigt uns - ohne jede Grabung - der oben beschriebene Altfellprallhang der Stockhäuser "Hauswiese". Bei jedem Hochwasser werden von dem Steilufer leichte Bodenbestandteile fortgerissen. Alle festen Bestandteile bleiben dagegen zunächst noch herausragend im Erdreich stecken. So sehen wir hier in 60 cm Tiefe einen 10 cm dicken Holzkohlehorizont, über den die Bruchstücke von Hausgerät verstreut sind. Unter demselben aber liegt unberührter Mutterboden. Nach oben, zur heutigen Bodenoberfläche hin, nehmen die, den Boden anfüllenden Fremdkörper an Häufigkeit ab, doch finden sich Einzelstücke bis unter die Oberfläche - bis in die Maulwurfshaufen auf derselben. Ursprünglich lagen sie alle direkt auf der Schicht verkohlten Holzes. Die heute über derselben liegende 60 cm dicke Aulehmablagerungsschicht ist ein Naturwerk der letzten 480 Jahre! Durch die Arbeit der Tiere (vor allem der Maulwürfe) und in geringem Maße auch durch die Arbeit des Sickerwassers wurden die Fremdkörper aus ihrer Lage gebracht und langsam nach oben transportiert. Die Masse aber liegt etwa noch an ihrem alten Platz. Dazu gehören vor allem die größeren Topfstücke, die man, wenn man Glück hat, schon aus der beschriebenen Bachwand herausholen kann.
  • Das auf diese Weise gefundene Material ist sehr reichhaltig und geht in seinen ältesten Stücken bis in die Karolinger Zeit zurück. Das meiste ist hochmittelalterliches Material. Die Fundstelle 2 unserer Zeichnung ist neben Hüttenlehm durch auffallend viele Eisenschlacken gekennzeichnet, die vermutlich die Reste einer hier am Wasser gestandenen Eisenschmelze sind.
  • Wie wir oben sahen, wurde Bedelsdorf, das Blankenau Untertan war, in den Kriegsläuften der 60er Jahre des 15. Jahrhunderts zerstört und nicht wieder aufgebaut. Die Feldflur aber, als das Element, das sich länger erhält, ist noch heute unterhalb des Kirchberges als solche in Benutzung.


 

Niederndorf

  • Vom Niederndorf, das Blankenauer Besitz war, wissen wir, daß es gleichfalls zu den in der bekannten Fehde zerstörten Orten gehört. Es lag am Wasser des Eulrichsborns, das unterhalb des Landenhäuser Steines entspringt. Später wurde die Wüstung wieder mit einem Hof besetzt, der dort noch heute steht. Sie hat aber vorher lange wüst gelegen und ist auch nur zum Teil wieder aufgebaut. Während der Ort heute als temporäre und partielle Wüstung in Erscheinung tritt, ist die Feldflur zum größten Teil verfallen. Die Niederndorfer Flur lag weit ab von Stockhausen und so ist es erklärlich, daß sich diese umgesiedelten Bewohner von Stockhausen aus bald andere Felder suchten. Es gab genügend näher gelegene wüste Äcker, die sie roden konnten. Heute ist die Flur nur noch nach Bedelsdorf-Stockhausen offen. Das vom Eulrichsborn herabsteigende Wiesental trägt zu beiden Seiten wieder Wald.
  • Die an den Hängen des Bundsandsteins liegende Siedlung hat vermutlich auch Töpferei betrieben, wie der Name Eulrich (Euler-Töpfer) bezeugt. Es entspräche dies den übrigen Wüstungen der Bundsandsteinerhebungen, die auch als totale Wüstungen vor uns liegen, weil die Feldflur allein die Bestellung nicht lohnt.

Zusammenfassung

  • Soweit kennen wir die Wüstungen des Stockhäuser Grundes. Sie sind wegen der günstigen Lage des gesamten Raumes (verhältnismäßig lange Vegetationsdauer) zum großen Teil nur Ortswüstungen, ihre Felder werden noch bearbeitet.
  • Leider ist uns keine Aufzählung der im Mittelalter zum Gericht Stockhausen gehörigen Orte erhalten. Ob uns die Blankenauer Klageschrift aus dem Jahre 1534 alle Wüstungen nennt, können wir daher nicht entscheiden. Es könnten auch noch andere Dörfer hier gelegen haben, in denen das Kloster keine Rechte zu verlieren hatte. Ihrem Wiederaufbau hätte allerdings von herrschaftlicher Seite nichts im Wege gestanden. Die Bewohner blieben evtl. aber auch gleich den Blankenauer Untertanen in Stockhausen wohnen, wohin sie während der Fehde geflüchtet waren. Ohne Riedeselsche Anregung und Vergünstigung unterblieb daher der Wiederaufbau.
  • Aus Mangel an urkundlichem Material kann daher nicht entschieden weden, ob der heutige Hof Vietmes, der in der 2. Hälfte des 16. Jahrhundert nach einem Riedeselschen Bericht "vor wenig Jahren noch Holz und Wald war", eine völlig neue Rodung oder die Neubesetzung einer solchen Riedeselschen Wüstung darstellt. Besonders beachtenswert ist die auffallende Linienführung der Schlechtenweger - Stockhäuser Gemarkungsgrenze, die zeigt, daß Vietmes als Südzipfel an der Gemarkung Stockhausen angehängt ist.
  • Wenn auch die Bewohner der zerstörten Orte das Land von Stockhausen aus weiter bestellten, so ergaben sich dabei doch manche Änderungen. Es verödeten nicht nur die an der Peripherie liegenden Teile der Niederdörfer Flur, sondern es lagen auch Stockhäuser Äcker lange Zeit wüst und wurden nur langsam wieder aufgeräumt, ein Zeichen dafür, daß die Bevölkerung stark abgenommen hatte. Manche Teile verwaldeten auch wieder völlig.
  • Im Staatsarchiv zu Darmstadt befindet sich eine Streitakte der Riedesel untereinander aus dem Jahre 1573. Hermann Adolf Riedesel hatte demnach einige bei Stockhausen liegende wüste Äcker roden und einsäen lassen. Die wüsten Äcker waren an die Herrschaft zurückgefallener Besitz und gehörte allen Riedeseln zu Eisenbach gemeinsam. Daher verlangten die Vettern Hermann Adolf Riedesels einen Anteil an dem Ertrag solcher aufgeräumten Äcker. Auch waren sie erbost, daß er den daneben liegenden Eichenwald zu roden begann. Hermann Adolf Riedesel verweigerte ihnen dagegen jegliche Abgaben, da sie, wie er meinte, sich ja selbst die Mühe machen könnten, dort solche Äcker zu roden. Daraus entnehmen wir, daß zu dieser Zeit um Stockhausen größere Ackerflächen wüst lagen. Damit wird auch das Bestreben der Riedesel zusammenhängen, die Bewohner der umliegenden Blankenauer Dörfer nach der Steinschen Fehde in Stockhausen festzuhalten, denn sie sollten ja "dort bauen".
  • Die Besiedlung des Stockhäuser Grundes war nicht allein auf Ackerbau eingestellt. Bei Dankenrod und Bedelsdorf sahen wir schon, daß auch Eisenindustrie eine Rolle spielte. Besonders die Waldschmieden von Stockhausen und Schadges scheinen für ihre Zeit große Unternehmungen gewesen zu sein. Die Stockhäuser Schmiede, die oberhalb des Ortes bei der heutigen Schlagmühle gestanden hat (Flurname "Schmittwiesen"), soll bis nach England geliefert haben (auf dem Weg über Ortesweg - Frankfurt?). Die Schadgeser Schmiede stand unterhalb des Ortes im Tal in den "Schmiedswiesen".
  • Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, daß vor der Reformation im Stockhäuser Walddistrikt " Heilig Kreuz" eine Kapelle stand. In einem Zeugenverhör des Jahres 1616 sagte ein Zeuge aus, daß man den Mauerschädel (Ruine) "Heilig Hauk" jetzt "Heilig Kreuz" heiße. Ein anderer sagte aus, daß das alte Steingeröll dort von der Kapelle "zum Heiligen Kreuz" sei.

Weblinks

SV Stockhausen eV *[1] Spar- u. Darlehnskasse Stockhausen eG *[2]

Quellenangaben

  • Stockhäuser Geschichte(n) von Hans-Heinz Link
  • Geschichte der Wüstungen (Gertrudt Mackenthum Die Wüstungen des Altkreis Lauterbach 1948 )
  • Festschrift zur 150-Jahrfeier des Kindergartens und Wiedereinweihung am 6. Oktober 1991
  • Festschriften Stockhäuser Vereine
  • Festschrift der Spar-und Darlehenskasse Stockhausen

 


 

Senden Sie eine E-Mail mit Fragen oder Kommentaren zu dieser Website an: info@stockhausen-online.de
Stand: 26.03.06